Freie Meinungsäußerung

Sven K. am 5. 03. 2023

Ich finde, das Internet braucht, um letztlich frei zu bleiben, gerade dringend Publishing-Plattformen wie Steady, denn die Entscheider der Social-Media-Kanäle stempeln Menschen, die für kritische Meinungsbildung eintreten, zu Aufwieglern, während sie den wahren Aufwieglern mit Verweis auf die Meinungsfreiheit den roten Teppich ausrollen.

So darf ich auf Instagram einen Comic nicht bewerben, in dem ich es als bitterironisch herausarbeite, dass die gefährlichsten russischen Atomwaffen ausgerechnet in der Stadt stationiert sind, in der der Philosoph Immanuel Kant feststellte, die Vernunft gebiete es, dass die Menschen ihr Handeln am Prinzip der Sittlichkeit ausrichten.

Ich nutze meinen Instagram-Kanal, um das zu thematisieren. Um meine ironische Gegenüberstellung von Sittlichkeitsprinzip und Massenvernichtungswaffen verstärkt auszuspielen, möchte ich ein Werbebudget auf meinen Comicstrip setzen. Instagram lehnt ab, „weil darin Politiker*innen erwähnt oder kontroverse gesellschaftliche Themen behandelt werden, die die öffentliche Meinung (…) beeinflussen können.“

Und während mir tadelnd untersagt wird, einen Comicstrip hervorzuheben, der zur Menschlichkeit auffordert, kauft Elon Musk Twitter wie andere eine Schachtel Zigaretten und nutzt dann den Kanal, um seine Meinung kundzutun. Er trägt den Twitter-Administratoren auf, seine Meinung verstärkt in die Timelines der Twitter-Community auszuspielen. Elon Musk darf Rassisten, Aufwieglern und verurteilten Verbrechern ihre Twitterkanäle mit maximaler medialer Aufmerksamkeit wieder öffnen und er darf kurz vor den amerikanischen Midterm-Wahlen offen parteiische Wahlwerbung machen. Er darf die öffentliche Meinung beeinflussen, wie es ihm gefällt, schlicht und einfach, weil ihm der Laden gehört.

Die politische Reaktion hat das freie Internet übernommen. Ich hoffe, das erweist sich als nicht so unumkehrbar, wie der Klimawandel. Auf dem Weg dorthin bin ich den großartigen Idealisten von Steady dankbar, die freie Meinungsbildung zu fördern, indem sie es deren vielfältigen Protagonisten einfacher machen, diese Meinungsbildung anzuregen – ob durch journalistische oder künstlerische Arbeit. Ob Krautreporter und Übermedien oder eben meine kleine tapfere Comic-Bar, die Putin doof und Kant toll findet.

Sach watt

Freie Meinungsäußerung

Sven K. am 5. 03. 2023

Ich finde, das Internet braucht, um letztlich frei zu bleiben, gerade dringend Publishing-Plattformen wie Steady, denn die Entscheider der Social-Media-Kanäle stempeln Menschen, die für kritische Meinungsbildung eintreten, zu Aufwieglern, während sie den wahren Aufwieglern mit Verweis auf die Meinungsfreiheit den roten Teppich ausrollen.

So darf ich auf Instagram einen Comic nicht bewerben, in dem ich es als bitterironisch herausarbeite, dass die gefährlichsten russischen Atomwaffen ausgerechnet in der Stadt stationiert sind, in der der Philosoph Immanuel Kant feststellte, die Vernunft gebiete es, dass die Menschen ihr Handeln am Prinzip der Sittlichkeit ausrichten.

Ich nutze meinen Instagram-Kanal, um das zu thematisieren. Um meine ironische Gegenüberstellung von Sittlichkeitsprinzip und Massenvernichtungswaffen verstärkt auszuspielen, möchte ich ein Werbebudget auf meinen Comicstrip setzen. Instagram lehnt ab, „weil darin Politiker*innen erwähnt oder kontroverse gesellschaftliche Themen behandelt werden, die die öffentliche Meinung (…) beeinflussen können.“

Und während mir tadelnd untersagt wird, einen Comicstrip hervorzuheben, der zur Menschlichkeit auffordert, kauft Elon Musk Twitter wie andere eine Schachtel Zigaretten und nutzt dann den Kanal, um seine Meinung kundzutun. Er trägt den Twitter-Administratoren auf, seine Meinung verstärkt in die Timelines der Twitter-Community auszuspielen. Elon Musk darf Rassisten, Aufwieglern und verurteilten Verbrechern ihre Twitterkanäle mit maximaler medialer Aufmerksamkeit wieder öffnen und er darf kurz vor den amerikanischen Midterm-Wahlen offen parteiische Wahlwerbung machen. Er darf die öffentliche Meinung beeinflussen, wie es ihm gefällt, schlicht und einfach, weil ihm der Laden gehört.

Die politische Reaktion hat das freie Internet übernommen. Ich hoffe, das erweist sich als nicht so unumkehrbar, wie der Klimawandel. Auf dem Weg dorthin bin ich den großartigen Idealisten von Steady dankbar, die freie Meinungsbildung zu fördern, indem sie es deren vielfältigen Protagonisten einfacher machen, diese Meinungsbildung anzuregen – ob durch journalistische oder künstlerische Arbeit. Ob Krautreporter und Übermedien oder eben meine kleine tapfere Comic-Bar, die Putin doof und Kant toll findet.

Sach watt