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Zeichner-Battle 1975 – Du tac au tac vom 26. Juli 1975
12:15 Madeleine Peyroux: “Keep me in your heart for a while” zu “Klassiker, zu sagen: ‘Hoffentlich seh’ ich Dich nie wieder’…” Von Madeleine Peyroux und diese Titel ist es nur ein kleiner Schrott zu Warren Zevon und Linda Ronstadt. Zevon tot, Ronstadt von Parkinson gezeichnet. Auf den Deckel ihrer Autobiografie schreibt sie: “Kann dieser Vogel auch nicht mehr singen, zumindest auf den Seiten dieses Buches kann er noch fliegen.” Seufz.
25. Oktober 2018
04:01 Malicorne – Concert exceptionnel aux Francofolies de la Rochelle (2010).
03:12 Gabriel Yacoub: La nature des choses (2008). Die Stimme von Malicorne. Noch einer den der Gedanke an den Tod eindunkelt. Wie Robert Broberg, den einst lustigsten Schweden.
02:00 Arthur H. und Marcia Higelin: Hommage an Jacques Higelin Seit Jacques im April starb gab es, abgesehen von Catherine Ringers Version von “Pars” nur Müll zu hören, wenn andere Künstler sich seines Repertoires annahmen. Mit Sohn Arthur H. und seiner Tochter Marcia bleibt das Unternehmen Hommage mal in der Familie und das tut gut. Zwar frag ich mich, warum Arthur dermaßen in “Mona Lisa Klaxon” verliebt ist, wenn er das Stück nicht nutzt, um komplett auszurasten wie sein Vater 1981 in Mogador, aber seisdrum seine Miniaturversion, die er am 8. Oktober mit Marcia in der Pariser Salle Pleyel abliefert, macht schon Spaß. Und Marcia ist stimmlich wesentlich interessanter unterwegs, als das Lieblingstöchterchen Izia.
01:43 Arthur H.: Amour Chien Fou. Das aktuelle Album des ältesten Sprosses der Higelin-Clans ist ein sehr magisches geworden, wohl auch, weil seine Entstehung vorgezogene Trauerarbeit war: Arthurs Vater Jacques stand während der Produktion schon an der Schwelle zum Tod und so heißt es in “Le Passage”: “Sur la route blanche, insouciant tu avances / Ta valise est vide, ton habit de lumière repose sur la chaise / Plus léger que la neige, tu n’emportes qu’un rire / Un cœur qui s’apaise / C’est le passage ” und in “Brigade légère” ruft er die ganze Familie zusammen, um seinem Vater beim Übergang zur Seite zu stehen: “Allez mes sœurs / Allez mon frère / Allez mes filles / Allez mon fils / Allez mon père / Allez ma mère / Allez ma femme / Brigade légère / Brigade légère / Allez mon père / Ta grande voix / Résonne encore / Une dernière fois”.
00:47 Dominique Mahut, der enigmatische Doktor Mahut, beschreibt die Entstehung des letzten Albums von Jacques Higelin. Jetzt dieses Album noch einmal, einmal mehr wieder hören.
24. Oktober 2018
Sonny Terry grinste einen entwaffnend an und nannte, was er jahrzehntelang mit Brownie McGhee auf der Bühne und in den Aufnahmestudios machte Whoopin' the Blues. In einem breiten Ledergurt, wie ihn Boxchampions bekommen, trug er nach Art eines Patronengurts Bluesharps in allen Tonarten. Wenn Sonny nicht die Harps zum Röhren brachte, sang er gefühlte anderthalb Töne neben der Melodie aber immer mit entwaffnender Präsenz und Spielfreude. 1986 starb er mit 74 eines natürlichen Todes. Erstaunlich, dass man heute, nur dreißig Jahre später, schreibt, dass jemand “viel zu früh ging”, wenn er mit 74 stirbt. Auch erstaunlich, wenn von den Jazzern und Bluesern überhaupt jemand eines natürlichen Todes stirbt. Die meisten Protagonisten dieser Genres sterben um die fünfzig an Zirrhosen, Alkoholdemenz, Diabetes oder Infarkten.
Sven K. und Ivy
Mußte ein Comic bis Ende der 1970er virtuos gezeichnet, koloriert und gelettert sein, so gab es plötzlich einen Haufen vergleichsweise grob, teilweise dilettantisch hingetuschter Strips von Zeichnern, denen die Story und die Schlagfertigkeit, das heißt vor allem die Möglichkeit, schnell zu produzieren wichtiger war als zeichnerische Exzellenz. Viele dieser Strips entstanden tatsächlich am Biertisch in der Kneipe und fanden von da aus ohne den Umweg der Reinzeichnung in den Druck.
Mit kruden Figuren, deren Geschichten nicht in Cäsars Gallien, dem wilden Westen oder dem Frankreich der 1930erjahre ihren Ausgang nahmen, fiel die Identifizierung leicht. Die Helden der 1980er waren bald nicht mehr die stilistisch geschniegelten Asterix, Tim und Struppi oder Lucky Luke sondern Rötger “Brösel” Feldmanns Motorradgang um “Werner”, Walter Moers’ pubertierendes “Kleines Arschloch” und Ralf Königs schwule WG um den “Bewegten Mann”. Die Eltern legten noch “Die Frustrierten” von Claire Brétecher und die wilden Strips von Jean-Marc Reiser an.
Die Geschichten hatten gesiegt, Inhalte hatten die Ketten der Form gesprengt.
Heute, ein Vierteljahrhundert nach dieser deutschen Comicrevolution und begünstigt durch das Internet gibt es noch viel und immer mehr neue Zeichner, die nicht an verlagliche Fesseln gebunden sind. Dadurch entstehen Strips, die auch thematisch nicht zwangsläufig mehrheitsfähig sein müssen. Gleichzeitig macht das digitale Zeitalter unzähligen hochtalentierten Zeichnern und Zeichnerinnen der Einstieg ins Geschichtenerzählen einfach, Resultat: online finden sich zahllose Comics Cartoons und Zeichunngen, die handwerklich perfekt sind, doch es fehlen die Inhalte oder die Inhalte sind so selbstreferenziell, dass sie schon zu Zeiten funktionierender Verlagssysteme niemand publiziert hätte.
Ivys Bar entstand zeitlich zwischen diesen beiden Zeitabschnitten – Zeichner wie Walter Moers waren noch auf Verlage angewiesen, um groß zu werden (und zu bleiben) und im Internet fingen Menschen wie Joscha Sauer oder ich gerade mal an mit dem digitalen Abenteuer – auf Portalen wie zyn.de oder ersten privaten Homepages, oft bei Hostern wie AOL oder COMPUSERVE, mit 2 MB Webspace pro Account. Hossa!
In meinem Leben hat sich viel getan seit den Jahren, als ich jeden Tag einen Strip für IVYS BAR zeichnete. Nachdem ich dann lange nur für andere gearbeitet habe, mache ich jetzt wieder eigenen Kram und ich freu mich darauf herauszufinden, wie sich das anfühlt, wieder an diesem Tresen zu stehen: Seit 2016 zeichne ich nach langer Pause wieder neue Strips aus IVYS BAR. Prost!
Sven K., Berlin den 3. Juni 2013