• Sven K. ★ 14. August 2023

    „Comics werden mit so vielen Genres in Verbindung gebracht. Heute ist es Kunst. Aber das geht vorbei, wie alles andere auch …“. Blutch, 2012

    „Comics werden mit so vielen Genres in Verbindung gebracht. Heute ist es Kunst. Aber das geht vorbei, wie alles andere auch …“. Blutch, 2012

  • Sven K. ★ 18. Juni 2023

    Der amerikanische Schriftsteller, Essayist, Philosoph und Verleger Elbert Hubbard hatte dieses Intermezzo namens „Leben“ schon 1915 hinter sich. Über den Tod im Allgemeinen sagte er, laut Wikipedia: „Es gibt zwei adäquate Arten zu sterben: Entweder in hohem Alter oder durch einen Unfall. Krankheit oder Selbstmord sind inakzeptabel.“ Ob die Schiffsreise mit der Lusitania mitten im Ersten Weltkrieg als Selbstmord oder als Unfall einzustufen ist – ich sach ma nix: Hubbard jedenfalls war, als das Schiff bereits unter deutschem Torpedobeschuss stand, auf dem Weg zum Tennisplatz des Schiffs, während seine Frau hyperventilierte. Beide starben.

    Der amerikanische Schriftsteller, Essayist, Philosoph und Verleger Elbert Hubbard hatte dieses Intermezzo namens „Leben“ schon 1915 hinter sich. Über den Tod im Allgemeinen sagte er, laut Wikipedia: „Es gibt zwei adäquate Arten zu sterben: Entweder in hohem Alter oder durch einen Unfall. Krankheit oder Selbstmord sind inakzeptabel.“ Ob die Schiffsreise mit der Lusitania mitten im Ersten Weltkrieg als Selbstmord oder als Unfall einzustufen ist – ich sach ma nix: Hubbard jedenfalls war, als das Schiff bereits unter deutschem Torpedobeschuss stand, auf dem Weg zum Tennisplatz des Schiffs, während seine Frau hyperventilierte. Beide starben.

  • Sven K. ★ 18. Juni 2023

    „Die Originalzeichnungen? In der Druckerei sind wir darauf herumgetrampelt.“André Franquin

    „Die Originalzeichnungen? In der Druckerei sind wir darauf herumgetrampelt.“André Franquin

  • Sven K. ★ 17. Juni 2023

    IVY’S BAR ist als Location eine Hommage an eine Kölner Szenekneipe: DIE RUINE.
    DIE RUINE war ein magischer Ort. Ein altes Lagerhaus, im Krieg bis auf die Mauern des Erdgeschosses weggebombt, wird bestückt mit neuem Betondach und innen mit einer gemauerten Theke, Strom, Wasser und Zapfanlage. Oben entsteht eine Kneipe, unten eine Disco und draußen – der Clou schlechthin – ein riesiger Biergarten, der bis spät in die Nacht geöffnet sein kann, denn die RUINE liegt mitten im Industriegebiet.
    Ich bin Hausgrafiker, zeichnendes Thekenfaktotum und zeitweise sogar Lokalkabarettist mit fester Show jeden Montag. Überhaupt Shows … Die RUINE ist Ort für Mainstream-Discos und experimentellen Jazz, Kabarett, Kunst und nach Feierabend feiern hier auch die Gastronomen und das Personal der umliegenden Kneipen.
    IVY’S BAR entsteht in den unzähligen Skizzenbüchern, die ich an der Theke der RUINE vollkritzele. IVY’S BAR übernimmt das Rot der selbstgebastelten Barhocker, den bekloppten zur Zapfanlage umgebauten Benzinkanister und, tadaaa, die gemauerte Theke.
    Es wird verpasst, das RUINE-Gelände für einen Spottpreis zu kaufen, der Laden wird abgerissen, Eigentumswohnungen entstehen auf dem Gelände des Biergartens. Einige der Gäste der bekloppten RUINE leben jetzt in der ziemlich langweiligen Häuserzeile auf dem Gelände. Für Kölner: DIE RUINE lag in der Lukasstraße 10 in Ehrenfeld, in einer Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat, lange her. Sie war Geschichte, noch bevor Kurt Cobain sich den Kopf wegballerte.
    Ein Stück der RUINE lebt in IVY’S BAR weiter.
    IVY’S BAR ist als Location eine Hommage an eine Kölner Szenekneipe: DIE RUINE.
    DIE RUINE war ein magischer Ort. Ein altes Lagerhaus, im Krieg bis auf die Mauern des Erdgeschosses weggebombt, wird bestückt mit neuem Betondach und innen mit einer gemauerten Theke, Strom, Wasser und Zapfanlage. Oben entsteht eine Kneipe, unten eine Disco und draußen – der Clou schlechthin – ein riesiger Biergarten, der bis spät in die Nacht geöffnet sein kann, denn die RUINE liegt mitten im Industriegebiet.
    Ich bin Hausgrafiker, zeichnendes Thekenfaktotum und zeitweise sogar Lokalkabarettist mit fester Show jeden Montag. Überhaupt Shows … Die RUINE ist Ort für Mainstream-Discos und experimentellen Jazz, Kabarett, Kunst und nach Feierabend feiern hier auch die Gastronomen und das Personal der umliegenden Kneipen.
    IVY’S BAR entsteht in den unzähligen Skizzenbüchern, die ich an der Theke der RUINE vollkritzele. IVY’S BAR übernimmt das Rot der selbstgebastelten Barhocker, den bekloppten zur Zapfanlage umgebauten Benzinkanister und, tadaaa, die gemauerte Theke.
    Es wird verpasst, das RUINE-Gelände für einen Spottpreis zu kaufen, der Laden wird abgerissen, Eigentumswohnungen entstehen auf dem Gelände des Biergartens. Einige der Gäste der bekloppten RUINE leben jetzt in der ziemlich langweiligen Häuserzeile auf dem Gelände. Für Kölner: DIE RUINE lag in der Lukasstraße 10 in Ehrenfeld, in einer Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat, lange her. Sie war Geschichte, noch bevor Kurt Cobain sich den Kopf wegballerte.
    Ein Stück der RUINE lebt in IVY’S BAR weiter.
  • Sven K. ★ 13. Juni 2023

    Theken-Trivia: Der bärtige „Boomer“ an Ivy’s Theke ist eine Verbeugung vor Peter Ehlebracht, hier als Mitglied von Insterburg & Co.

    Theken-Trivia: Der bärtige „Boomer“ an Ivy’s Theke ist eine Verbeugung vor Peter Ehlebracht, hier als Mitglied von Insterburg & Co.

  • Sven K. ★ 12. Juni 2023

    Ich schlöre immer schon irgendwelche Kladden mit mir rum, die ich mehr oder weniger besessen vollzeichne. In vielen Kölner Jahren habe ich so versucht einen Überschuss an Testosteron in Kölschbier zu ersäufen, indem ich an Theken saß, das Personal mit live gezeichneten Cartoons unterhielt und dafür meist (und zu meinem Erstaunen) unaufgefordert frei saufen bekam. Auf der Basis eines dieser Thekencomics entstand der Tagescomic „Subtext“

    Ich schlöre immer schon irgendwelche Kladden mit mir rum, die ich mehr oder weniger besessen vollzeichne. In vielen Kölner Jahren habe ich so versucht einen Überschuss an Testosteron in Kölschbier zu ersäufen, indem ich an Theken saß, das Personal mit live gezeichneten Cartoons unterhielt und dafür meist (und zu meinem Erstaunen) unaufgefordert frei saufen bekam. Auf der Basis eines dieser Thekencomics entstand der Tagescomic „Subtext“

  • Sven K. ★ 3. Juni 2023

    Das Zeichnen war für mich immer eine sehr private Angelegenheit. Deswegen sieht man mich auch selten auf Messen oder ähnlichen PR-Events. Eine Ausnahme war einmal eine dieser Frankfurter Buchmessen. Da fand ich mich vor langer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat, mit einem in Deutschland weltberühmten Mäusezeichner auf Einladung seines Verlegers in einem vietnamesischen Restaurant zur, wie man mir versicherte, traditionellen Verlagsorgie ein.

    Der Mäusezeichner war erst etwas kratzig, weil der Verleger ihn abseits der großen Tafel zu mir an den Katzentisch gesetzt hatte, aber dann kam der Co-Verleger des Mäusezeichners ins Spiel, genauer gesagt an unseren Tisch. Der Co-Verleger war ein sehr freundlicher Schweizer mit feinem Humor und einer entzückenden Frau, und er war gleichzeitig Lektor meines Satirebuchs, das mich überhaupt an diesen exklusiven Tisch katapultiert hatte. Ihm kam Gott sei Dank die glorreiche Idee, das orgiastische Element des Abends in Angriff zu nehmen. Da wir uns alle NICHTS unter den fantasievollen Namen der Drinks unserer vietnamesischen Gastgeber vorstellen konnten, wurde beschlossen, die etwa zwanzig Cocktails der Reihe rauf und runter zu trinken. Wir schafften einmal runter sowie halb wieder rauf und so krochen wir schließlich im Morgengrauen gut gelaunt aus der asiatischen Kaschemme. Wir freuten uns diebisch, hatten wir doch alle die Taschen voll dieser billigen Sakegläser, auf deren Boden man immer, wenn sie voll sind, nackte Männer und Frauen sieht. Dieses Billigporzellan steht seit über zwanzig Jahren bei uns in Schrank, missbilligend beäugt vom Meißner Porzellan.

    Am 29. August 2020 starb der Mäusezeichner und ich füllte aus diesem Anlass eines der Gläser noch einmal mit billigem chinesischen Fusel und stieß mit einem der anderen Bonsai-Humpen an, dem, von dem ich wusste, dass ER daraus getrunken hatte. Er, Uli Stein, der Mäusezeichner, der uns im Rahmen der Verlagsorgie immer zwei vietnamesische Köstlichkeiten voraus gewesen war, und der trotzdem keine Tischdecken signierte, denn im Gegensatz zum rauf-und-runter-Trinken war das Zeichnen für ihn eine sehr private Angelegenheit.

    Das Zeichnen war für mich immer eine sehr private Angelegenheit. Deswegen sieht man mich auch selten auf Messen oder ähnlichen PR-Events. Eine Ausnahme war einmal eine dieser Frankfurter Buchmessen. Da fand ich mich vor langer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat, mit einem in Deutschland weltberühmten Mäusezeichner auf Einladung seines Verlegers in einem vietnamesischen Restaurant zur, wie man mir versicherte, traditionellen Verlagsorgie ein.

    Der Mäusezeichner war erst etwas kratzig, weil der Verleger ihn abseits der großen Tafel zu mir an den Katzentisch gesetzt hatte, aber dann kam der Co-Verleger des Mäusezeichners ins Spiel, genauer gesagt an unseren Tisch. Der Co-Verleger war ein sehr freundlicher Schweizer mit feinem Humor und einer entzückenden Frau, und er war gleichzeitig Lektor meines Satirebuchs, das mich überhaupt an diesen exklusiven Tisch katapultiert hatte. Ihm kam Gott sei Dank die glorreiche Idee, das orgiastische Element des Abends in Angriff zu nehmen. Da wir uns alle NICHTS unter den fantasievollen Namen der Drinks unserer vietnamesischen Gastgeber vorstellen konnten, wurde beschlossen, die etwa zwanzig Cocktails der Reihe rauf und runter zu trinken. Wir schafften einmal runter sowie halb wieder rauf und so krochen wir schließlich im Morgengrauen gut gelaunt aus der asiatischen Kaschemme. Wir freuten uns diebisch, hatten wir doch alle die Taschen voll dieser billigen Sakegläser, auf deren Boden man immer, wenn sie voll sind, nackte Männer und Frauen sieht. Dieses Billigporzellan steht seit über zwanzig Jahren bei uns in Schrank, missbilligend beäugt vom Meißner Porzellan.

    Am 29. August 2020 starb der Mäusezeichner und ich füllte aus diesem Anlass eines der Gläser noch einmal mit billigem chinesischen Fusel und stieß mit einem der anderen Bonsai-Humpen an, dem, von dem ich wusste, dass ER daraus getrunken hatte. Er, Uli Stein, der Mäusezeichner, der uns im Rahmen der Verlagsorgie immer zwei vietnamesische Köstlichkeiten voraus gewesen war, und der trotzdem keine Tischdecken signierte, denn im Gegensatz zum rauf-und-runter-Trinken war das Zeichnen für ihn eine sehr private Angelegenheit.

  • Sven K. ★ 19. Mai 2023

    Bei Champagner denke ich immer und sofort an „Champagner für alle …“, und „Kaviar für den Rest“, das waren in den 1970ern zwei Platten des französischen Glamrockers Jacques Higelin. Im Titelsong „Champagne“ zweifeln Gott und Teufel gleichermaßen an der Menschheit und am Ende ist nur Rausch: „Kutscher, setzt mich am Anwesen ab, steck das Kruzifix weg, nimm die Knoblauchzehen ab, die mein Tor entehren und sucht mir schnell die Freundin, die den Wahnsinn kuriert – die Einzige, die einen niemals betrügt: Champagner!“

    [borlabs-cookie id="youtube" type="content-blocker"]
    [/borlabs-cookie]

    Unter Leuten

    Es ist toll, wenn die Barchefin gleichzeitig deine beste Freundin ist. Du kannst die ganze Nacht umsonst trinken und bekommst neue Drinks vor allen anderen – was willst du mehr? Bist du außerdem Zeichner – noch besser: Ich hab mal meine eigenen „Geldscheine“ gezeichnet und zur Belustigung der Thekengäste damit die Getränke bezahlt. Bleistift und Papier statt Karte und Bankautomat. Einmal hab ich sogar meinen eigenen 20-Euro-Schein gezeichnet und die Kellnerin gab mir mit Pokerface das Wechselgeld raus – in echtem Geld. Als Gegenleistung unterhielt ich allerdings auch die Theke allabendlich mit Cartoons und sorgte so mit dafür, dass immer genug getrunken wurde und auch richtiges Geld in die Kasse kam.

    Filmriss

    Oh, hierzu könnte ich viel schreiben. Wenn ich mich nur erinnerte.

    Snoopy

    Die PEANUTS waren die ersten Comics, die uns die Eltern ins Kinderzimmer warfen. Charles Schulz war der Erste, der mir zeigte, dass man täglich in jeweils drei bis vier Kästchen und mit immer denselben Figuren in immer denselben Settings immer neue Geschichten erzählen kann. Die Geschichten der Kinder-Gang waren dabei so persönlich, dass Schulz verfügte, niemand dürfe die Reihe nach seinem Tod weiterzeichnen. Was ich traurig finde, denn es fühlt sich an, als seien so alle Peanuts mit ihrem Schöpfer ebenfalls gestorben. Es tröstet etwas, dass ich mit den 17,897 Strips, die Schulz insgesamt ablieferte, noch für eine gute Weile Stoff habe.

    Bei Champagner denke ich immer und sofort an „Champagner für alle …“, und „Kaviar für den Rest“, das waren in den 1970ern zwei Platten des französischen Glamrockers Jacques Higelin. Im Titelsong „Champagne“ zweifeln Gott und Teufel gleichermaßen an der Menschheit und am Ende ist nur Rausch: „Kutscher, setzt mich am Anwesen ab, steck das Kruzifix weg, nimm die Knoblauchzehen ab, die mein Tor entehren und sucht mir schnell die Freundin, die den Wahnsinn kuriert – die Einzige, die einen niemals betrügt: Champagner!“

    [borlabs-cookie id="youtube" type="content-blocker"]
    [/borlabs-cookie]

    Unter Leuten

    Es ist toll, wenn die Barchefin gleichzeitig deine beste Freundin ist. Du kannst die ganze Nacht umsonst trinken und bekommst neue Drinks vor allen anderen – was willst du mehr? Bist du außerdem Zeichner – noch besser: Ich hab mal meine eigenen „Geldscheine“ gezeichnet und zur Belustigung der Thekengäste damit die Getränke bezahlt. Bleistift und Papier statt Karte und Bankautomat. Einmal hab ich sogar meinen eigenen 20-Euro-Schein gezeichnet und die Kellnerin gab mir mit Pokerface das Wechselgeld raus – in echtem Geld. Als Gegenleistung unterhielt ich allerdings auch die Theke allabendlich mit Cartoons und sorgte so mit dafür, dass immer genug getrunken wurde und auch richtiges Geld in die Kasse kam.

    Filmriss

    Oh, hierzu könnte ich viel schreiben. Wenn ich mich nur erinnerte.

    Snoopy

    Die PEANUTS waren die ersten Comics, die uns die Eltern ins Kinderzimmer warfen. Charles Schulz war der Erste, der mir zeigte, dass man täglich in jeweils drei bis vier Kästchen und mit immer denselben Figuren in immer denselben Settings immer neue Geschichten erzählen kann. Die Geschichten der Kinder-Gang waren dabei so persönlich, dass Schulz verfügte, niemand dürfe die Reihe nach seinem Tod weiterzeichnen. Was ich traurig finde, denn es fühlt sich an, als seien so alle Peanuts mit ihrem Schöpfer ebenfalls gestorben. Es tröstet etwas, dass ich mit den 17,897 Strips, die Schulz insgesamt ablieferte, noch für eine gute Weile Stoff habe.

  • Sven K. ★ 3. April 2023

    Derzeit auf dem Beistelltischchen des nachlässigen Lesers: „Lino Ventura“. Der Szenarist Arnaud Le Gouëfflec und der Zeichner Stéphane Oiry haben dem Hünen des französischen Nachkriegskinos mit einem biografischen Comic ein tolles Denkmal gesetzt. Der Stil von Szenario und Grafik ist wie Ventura: wuchtig, handwerklich sicher, dabei bescheiden, auf das Nötige reduziert und damit very vintage.

    Gezeichnet wird Ventura als Mann mit der Aura eines Kaminfeuers. Lino Ventura, ein Mann, der das Showgeschäft begriffen hatte: Er sah das Ringen und Catchen völlig unironisch als seine Schauspielausbildung an.

    Am Rande bemerkt: Wenn ich an Lino Ventura denke, sehe ich Lino Ventura und höre seine markante deutsche Synchronstimme Arnold Marquis immer mit.

    „Lino Ventura“ ist mir Medizin, wenn mir die oberflächlich hyperventilierende Gegenwart zu sehr auf den Geist geht. Ich hole mich dann mit ein paar Seiten dieses Buchs wieder zurück auf den Boden einer verlorenen Welt. Und möchte dem nächsten Anrufer mit der Stimme von Arnold Marquis zuraunen: „Hier endet der Weg, Freundchen.“

    Derzeit auf dem Beistelltischchen des nachlässigen Lesers: „Lino Ventura“. Der Szenarist Arnaud Le Gouëfflec und der Zeichner Stéphane Oiry haben dem Hünen des französischen Nachkriegskinos mit einem biografischen Comic ein tolles Denkmal gesetzt. Der Stil von Szenario und Grafik ist wie Ventura: wuchtig, handwerklich sicher, dabei bescheiden, auf das Nötige reduziert und damit very vintage.

    Gezeichnet wird Ventura als Mann mit der Aura eines Kaminfeuers. Lino Ventura, ein Mann, der das Showgeschäft begriffen hatte: Er sah das Ringen und Catchen völlig unironisch als seine Schauspielausbildung an.

    Am Rande bemerkt: Wenn ich an Lino Ventura denke, sehe ich Lino Ventura und höre seine markante deutsche Synchronstimme Arnold Marquis immer mit.

    „Lino Ventura“ ist mir Medizin, wenn mir die oberflächlich hyperventilierende Gegenwart zu sehr auf den Geist geht. Ich hole mich dann mit ein paar Seiten dieses Buchs wieder zurück auf den Boden einer verlorenen Welt. Und möchte dem nächsten Anrufer mit der Stimme von Arnold Marquis zuraunen: „Hier endet der Weg, Freundchen.“

  • Sven K. ★ 5. März 2023

    Ich finde, das Internet braucht, um letztlich frei zu bleiben, gerade dringend Publishing-Plattformen wie Steady, denn die Entscheider der Social-Media-Kanäle stempeln Menschen, die für kritische Meinungsbildung eintreten, zu Aufwieglern, während sie den wahren Aufwieglern mit Verweis auf die Meinungsfreiheit den roten Teppich ausrollen.

    So darf ich auf Instagram einen Comic nicht bewerben, in dem ich es als bitterironisch herausarbeite, dass die gefährlichsten russischen Atomwaffen ausgerechnet in der Stadt stationiert sind, in der der Philosoph Immanuel Kant feststellte, die Vernunft gebiete es, dass die Menschen ihr Handeln am Prinzip der Sittlichkeit ausrichten.

    Ich nutze meinen Instagram-Kanal, um das zu thematisieren. Um meine ironische Gegenüberstellung von Sittlichkeitsprinzip und Massenvernichtungswaffen verstärkt auszuspielen, möchte ich ein Werbebudget auf meinen Comicstrip setzen. Instagram lehnt ab, „weil darin Politiker*innen erwähnt oder kontroverse gesellschaftliche Themen behandelt werden, die die öffentliche Meinung (…) beeinflussen können.“

    Und während mir tadelnd untersagt wird, einen Comicstrip hervorzuheben, der zur Menschlichkeit auffordert, kauft Elon Musk Twitter wie andere eine Schachtel Zigaretten und nutzt dann den Kanal, um seine Meinung kundzutun. Er trägt den Twitter-Administratoren auf, seine Meinung verstärkt in die Timelines der Twitter-Community auszuspielen. Elon Musk darf Rassisten, Aufwieglern und verurteilten Verbrechern ihre Twitterkanäle mit maximaler medialer Aufmerksamkeit wieder öffnen und er darf kurz vor den amerikanischen Midterm-Wahlen offen parteiische Wahlwerbung machen. Er darf die öffentliche Meinung beeinflussen, wie es ihm gefällt, schlicht und einfach, weil ihm der Laden gehört.

    Die politische Reaktion hat das freie Internet übernommen. Ich hoffe, das erweist sich als nicht so unumkehrbar, wie der Klimawandel. Auf dem Weg dorthin bin ich den großartigen Idealisten von Steady dankbar, die freie Meinungsbildung zu fördern, indem sie es deren vielfältigen Protagonisten einfacher machen, diese Meinungsbildung anzuregen – ob durch journalistische oder künstlerische Arbeit. Ob Krautreporter und Übermedien oder eben meine kleine tapfere Comic-Bar, die Putin doof und Kant toll findet.

    Ich finde, das Internet braucht, um letztlich frei zu bleiben, gerade dringend Publishing-Plattformen wie Steady, denn die Entscheider der Social-Media-Kanäle stempeln Menschen, die für kritische Meinungsbildung eintreten, zu Aufwieglern, während sie den wahren Aufwieglern mit Verweis auf die Meinungsfreiheit den roten Teppich ausrollen.

    So darf ich auf Instagram einen Comic nicht bewerben, in dem ich es als bitterironisch herausarbeite, dass die gefährlichsten russischen Atomwaffen ausgerechnet in der Stadt stationiert sind, in der der Philosoph Immanuel Kant feststellte, die Vernunft gebiete es, dass die Menschen ihr Handeln am Prinzip der Sittlichkeit ausrichten.

    Ich nutze meinen Instagram-Kanal, um das zu thematisieren. Um meine ironische Gegenüberstellung von Sittlichkeitsprinzip und Massenvernichtungswaffen verstärkt auszuspielen, möchte ich ein Werbebudget auf meinen Comicstrip setzen. Instagram lehnt ab, „weil darin Politiker*innen erwähnt oder kontroverse gesellschaftliche Themen behandelt werden, die die öffentliche Meinung (…) beeinflussen können.“

    Und während mir tadelnd untersagt wird, einen Comicstrip hervorzuheben, der zur Menschlichkeit auffordert, kauft Elon Musk Twitter wie andere eine Schachtel Zigaretten und nutzt dann den Kanal, um seine Meinung kundzutun. Er trägt den Twitter-Administratoren auf, seine Meinung verstärkt in die Timelines der Twitter-Community auszuspielen. Elon Musk darf Rassisten, Aufwieglern und verurteilten Verbrechern ihre Twitterkanäle mit maximaler medialer Aufmerksamkeit wieder öffnen und er darf kurz vor den amerikanischen Midterm-Wahlen offen parteiische Wahlwerbung machen. Er darf die öffentliche Meinung beeinflussen, wie es ihm gefällt, schlicht und einfach, weil ihm der Laden gehört.

    Die politische Reaktion hat das freie Internet übernommen. Ich hoffe, das erweist sich als nicht so unumkehrbar, wie der Klimawandel. Auf dem Weg dorthin bin ich den großartigen Idealisten von Steady dankbar, die freie Meinungsbildung zu fördern, indem sie es deren vielfältigen Protagonisten einfacher machen, diese Meinungsbildung anzuregen – ob durch journalistische oder künstlerische Arbeit. Ob Krautreporter und Übermedien oder eben meine kleine tapfere Comic-Bar, die Putin doof und Kant toll findet.

  • Sven K. ★ 2. Dezember 2022

    Die Woche mit Ivy brachte letzte Woche wegen zahlreicher Brotjobs keine neuen Strips – es gibt immer noch nicht genug Abonnenten, um mich als Comiczeichner ohne Verlag und Content Syndication von meinem Strip leben zu lassen. Ihr könnt das natürlich gerne ändern

    ❤️ Abonniert IVY’S BAR ❤️

    oder jetzt auch:

    ❤️ Verschenkt IVY’S BAR ❤️

    Schön für die Comicwelt: Das Institut Français hat gestern die Comiczeichnerin und Cartoonistin Catherine Meurisse in die Académie des Beaux Arts aufgenommen. Félicitations !

    Die Woche mit Ivy brachte letzte Woche wegen zahlreicher Brotjobs keine neuen Strips – es gibt immer noch nicht genug Abonnenten, um mich als Comiczeichner ohne Verlag und Content Syndication von meinem Strip leben zu lassen. Ihr könnt das natürlich gerne ändern

    ❤️ Abonniert IVY’S BAR ❤️

    oder jetzt auch:

    ❤️ Verschenkt IVY’S BAR ❤️

    Schön für die Comicwelt: Das Institut Français hat gestern die Comiczeichnerin und Cartoonistin Catherine Meurisse in die Académie des Beaux Arts aufgenommen. Félicitations !

  • Sven K. ★ 28. November 2022

    Der sehr lustige Comiczeichner Dan Piraro schreibt auf seiner Website bizarro.com jede Woche zu den Strips der vergangenen Tage auch ein paar Worte. Diese Gedanken landen in seinem Blog. Ich liebe die Idee, auch für IVY’S BAR! Also. Was gab es letzte Woche? Nach längerer Pause wieder neue Strips!

    Essen, Trinken und die Unendlichkeit des Universums machen uns zu dick, besoffen und verzweifelt. Trost bringt dieser Strip, der mir morgens beim Zähneputzen einfiel. A.L.F., die einzige lustige Puppe, die kein Muppet ist. Warum haben sie ihn eigentlich zurück nach Melmac verfrachtet? Es muss eine Verschwörung der Katzen sein.

    Ich kann mich nie für etwas entscheiden. Das ist lästig, steht man, so veranlagt, doch so letztlich oft mit leeren Händen da, ob sich das nun aufs Essen und Trinken oder eine Weltkarriere als Herrscher des Universums bezieht. Eine spontane, unentschlossene, aber unwiderstehlich charmante Antwort kann die Lösung sein.

    Immer mal wieder fällt mir was ein, während ich durch irgendeine Social-Media-Timeline schliddere. In diesem Fall stolperte ich über

    Ich bekam keine Antwort und musste alles selber trinken.

    Die meisten Menschen, die hinter der Theke arbeiten, sind bewundernswert als pragmatische Akkordarbeiter, die kaum Zeit für pathetische Rückschau haben. Entsprechend ist die romantisch-verklärte Barfrau ein metaphysisches Konstrukt. Wenn sie doch existiert, dann abseits der Partymeilen, wo sie während ihres Lebens unzählige Kisten Weinbrand und noch mehr Lebern verbraucht, bevor sie mit Ende dreißig letal vom Hocker fällt.

    Der hier war schon ein Klassiker, bevor er mir beim Zähneputzen einfiel. Vor allem fand ich, dass meine Protagonisten nach einer Woche Comics in später Nacht ein Katerfrühstück verdient hatten. Außerdem finde ich, dass die beiden mit klassischen RayBans einfach sehr cool aussehen.

    Das war die Woche in IVY’S BAR. Von Dan Piraro erfahre ich übrigens im Blogeintrag dieser Woche, dass man den Namen des Vaters der „Peanuts“, Charles Schulz, nicht „Schultz“ ausspricht, sondern „Schuls“. Wobei seine Freunde ihn nur „Sparky“ nannten. Sparky wäre letzte Woche hundert geworden. Herzliche Glückwünsche in den Peanuts-Himmel, wo er wahrscheinlich gerade mit Snoopy herumtollt.

    Habt eine schöne Woche!

    Werde Mitglied!

    Der sehr lustige Comiczeichner Dan Piraro schreibt auf seiner Website bizarro.com jede Woche zu den Strips der vergangenen Tage auch ein paar Worte. Diese Gedanken landen in seinem Blog. Ich liebe die Idee, auch für IVY’S BAR! Also. Was gab es letzte Woche? Nach längerer Pause wieder neue Strips!

    Essen, Trinken und die Unendlichkeit des Universums machen uns zu dick, besoffen und verzweifelt. Trost bringt dieser Strip, der mir morgens beim Zähneputzen einfiel. A.L.F., die einzige lustige Puppe, die kein Muppet ist. Warum haben sie ihn eigentlich zurück nach Melmac verfrachtet? Es muss eine Verschwörung der Katzen sein.

    Ich kann mich nie für etwas entscheiden. Das ist lästig, steht man, so veranlagt, doch so letztlich oft mit leeren Händen da, ob sich das nun aufs Essen und Trinken oder eine Weltkarriere als Herrscher des Universums bezieht. Eine spontane, unentschlossene, aber unwiderstehlich charmante Antwort kann die Lösung sein.

    Immer mal wieder fällt mir was ein, während ich durch irgendeine Social-Media-Timeline schliddere. In diesem Fall stolperte ich über

    Ich bekam keine Antwort und musste alles selber trinken.

    Die meisten Menschen, die hinter der Theke arbeiten, sind bewundernswert als pragmatische Akkordarbeiter, die kaum Zeit für pathetische Rückschau haben. Entsprechend ist die romantisch-verklärte Barfrau ein metaphysisches Konstrukt. Wenn sie doch existiert, dann abseits der Partymeilen, wo sie während ihres Lebens unzählige Kisten Weinbrand und noch mehr Lebern verbraucht, bevor sie mit Ende dreißig letal vom Hocker fällt.

    Der hier war schon ein Klassiker, bevor er mir beim Zähneputzen einfiel. Vor allem fand ich, dass meine Protagonisten nach einer Woche Comics in später Nacht ein Katerfrühstück verdient hatten. Außerdem finde ich, dass die beiden mit klassischen RayBans einfach sehr cool aussehen.

    Das war die Woche in IVY’S BAR. Von Dan Piraro erfahre ich übrigens im Blogeintrag dieser Woche, dass man den Namen des Vaters der „Peanuts“, Charles Schulz, nicht „Schultz“ ausspricht, sondern „Schuls“. Wobei seine Freunde ihn nur „Sparky“ nannten. Sparky wäre letzte Woche hundert geworden. Herzliche Glückwünsche in den Peanuts-Himmel, wo er wahrscheinlich gerade mit Snoopy herumtollt.

    Habt eine schöne Woche!

    Werde Mitglied!