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Pixelmusik2020-09-28T03:04:53+02:00

René Goscinny – der Erfinder von Asterix und dem kleinen Nick. Für Frankophilen ist hier ein Buch, das perfekt kuratiert ist – dank Goscinny-Tochter Anne und Guy Vidal, dem Freund und Nachfolger Goscinnys beim legendären Comicmagazin Pilote. Dabei ist es opulent bebildert, oft mit der Faksimile-Reproduktion ganzer Comicseiten. Hier allerdings ist das Format ein großer Wermutstropfen: Indem die Ausgabe kleiner ist, als ein DIN-A4-Blatt (etwa halb so groß, wie ein sechzehn-Zoll-Laptop-Monitor), benötigt man auch mit guten Augen eine Lupe, um die Arbeitsbeispiele voll zu würdigen.

Ich frage mich, warum der Dargaud-Verlag bei der Biografie seines Goldesels so geizt, während er dem (von Goscinny und auch von Guy Vidal betexteten) Zeichner Morris, einen doppelt so großen Biografieband widmete. Beim Mitbewerber Dupuis bekam übrigens selbst der Spirou-Chefredakteur Yvan Delporte ein Coffee Table Book spendiert, das außerdem fast doppelt so groß war wie die Morris-Hommage. Ich hab ein wenig den Verdacht, dass hier in letzter Sekunde ein kleineres Format gedruckt wurde, als geplant – denn selbst in Frankreich haben es Comics und damit ihre Autoren, Zeichner und Verlage, immer schwerer, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten.

Das Buch gibt’s bei Amazon

Gerade war der 17. Todestag des Cartoonisten und Autoren F.K. Waechter. Auf seinem Banner stand „Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein.“

F.K. Waechter mußte sich nicht mehr geben, wie die Cartoonabteilung von Comedydeutschland die gezeichnete Pointe auf den gezeichneten Witz reduziert. Dazu Waechter im Gespräch mit Roger Willemsen: „Die nach mir erfolgreich waren, hatten viel Ähnlichkeit mit denen, die vor mir komisch waren, und von denen ich mich abgesetzt hatte“.

Den ersten Zeichenauftrag, notiert Autor und Journalist Roger Willemsen, bekam Waechter von einem pubertierenden Klassenkameraden in der Schule. Es war eine Wichsvorlage. Waechter verließ die Schule vor dem Abi und holte seine Ideen fortan meist aus Enttäuschungen und Verletzungen.

Roger Willemsen notiert weiter: „Die Peinlichen, die Errötenden, die mit den klaren Absichten und dem zarten Gewissen bevölkern sein Werk.“

In den bekloppten 1960er-Jahren waren Rausch und Aufklärung Inspiration. Waechter arbeitete für die Zeitschrift „twen“, die das, was Magazine ausmachte, grafisch und inhaltlich revolutionierte. Er war von Anfang an Chefgrafiker von „pardon“, dem in besten Zeiten unerreichten Vorläufer der Satirezeitschrift „Titanic“. Roger Willemsen zitiert Waechter mit den Worten: „Zu jener Zeit standen Komik und Aufklärung in einer Allianz. Jetzt ist nichts weniger komisch als Aufklärung.“

Weiter: Wow! Zeichnerlegende Tomi Ungerer äußerte sich zu Waechter! Man muss wissen: Ungerer war so sehr mit seinem eigenen Werk beschäftigt, dass ihn andere Künstlerkollegen zeitlebens kaum zu interessierten schienen. Zu Waechter allerdings äußerte er sich: „Mit Wort und Linie scharf und sanft, war und bleibt er ein Klassiker des deutschen Humors.“

Nicht wirklich erstaunlich. Waechter und Ungerer arbeiteten mit Kindern und für Kinder. Und gingen hinter ihrem Werk vor dem Publikum in Deckung, in Sicherheit.

Auf die jetzt-Zeit übertragen: Weder Waechter noch Ungerer hätten heute Comedy-Tourneen gemacht, beide hätten im Leben keine Autoren für sich arbeiten lassen. F.K. Waechter: „Ich habe allmählich keine Schwierigkeiten damit, mich als Künstler zu bezeichnen.“

„Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein“ titelte Waechter selbst und auf makabre Weise behielt er, was sein Werk angeht, leider, wie ich finde, Recht: Die meisten von Waechters zeichnerischen Werken sind schon heute, keine zwanzig Jahre nach seinem Tod, nur noch antiquarisch zu kaufen.

Ich sage: Kauft Waechter. Er ist tot. Sein Werk ist lebendiger als das mancher Lebenden.

Sekundärliteratur

www.fkwaechter.de

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Jedes Mal, wenn wir im Pariser Appartement waren, war der Blick über den Place Maurice Chevalier ein Highlight.

Wir dachten sofort an die Zeichnungen von Sempé, als wir in der Rue d’Eupatoria aus dem Fenster sahen: Filigranes Geäst winterkahler Bäume, von oben strichdünn wirkende Menschen auf ihren täglichen Wegen. Während wir aus dem Fenster schauten, servierte der Jazzsender TSF im Hintergrund Duke Ellington und Django Reinhardt. Mehr Paris ging nicht.

In der Boulangerie gegenüber gab es Rosinenschnecken mit giftgrüner Pistazienfüllung unter einer mehr als großzügigen Portion Zuckerguss.

Ganz hinten in der Rue de Ménilmontant fuhr der Bus Richtung Bahnhof Montparnasse und nach einem Viertelstündchen zu Fuß war man am Friedhof Père Lachaise, wo wir Michel Petrucciani und Frédéric Chopin beim Improvisieren zuhörten während nebenan Pierre Desproges ein giftige Worte über den Weg warf und Alain Bashung ein paar Liedzeilen durchs Gebüsch nuschelte.

Jedes Mal, wenn etwas ganz besonders ist, pflücke ich ein Blümchen zur Erinnerung. Und ich meine nicht die sogenannten besonderen Momente, die normalerweise dokumentiert werden. Die Momente, in denen Fotos entstehen, auf denen sich jeder zu dick oder zu faltig findet, die dokumentiert sind in unzähligen Alben, in denen Kerzen auf Kuchen ausgeblasen, Flaschen entkorkt, Babys gewickelt und Särge versenkt werden. Nein, ich dokumentiere besonders die scheinbar unbesonderen Orte, die, die so oft undokumentiert bleiben. So hab ich im Februar 2010 die Handykamera fünf Minuten aus  dem sechsten Stock der Rue d’Eupatoria 1 auf den Place Maurice Chevalier gehalten.

Und diese fünf Minuten Handyvideo halten tatsächlich ein wenig des Zaubers fest. Gerade weil besonders wenig passiert. Und das wird nie langweilig. Uns jedenfalls.

Vorsicht, es wird glitschig.

Die dritte Staffel der Superhelden-Persiflage „The Boys“ auf Amazon Prime fängt an mit einem fingernagelkleinen, schwulen Superhelden, der seinem Lover nackt und erigiert in die Harnröhre klettert, um ihn von dort zu stimulieren. Leider muss der Kleine dann niesen, wodurch er wieder auf normale Menschengröße aufpoppt, was den Lover förmlich zerfetzt. All das zeigt Amazon Prime kompromisslos explizit und mit visuellen Effekten auf der Höhe der Zeit.

Fun Fact 1: Bei Twitter-Ads wurde ich schon für weit weniger Explizites als diese Beschreibung gesperrt.

Der Sohn kommt zurück aus dem Berliner Berghain (das ist diese große Disco hinter Getränke Hoffmann) und erwähnt Leute, die schon in der Warteschlange poppen.

Warum erzähl ich das. Weil man mir sagte, meine Comics seien altbacken, nicht auf der Höhe der Zeit. Indes kenne ich Koks, Suff und bekloppte Exzesse, an- und ausgezogen, daheim und unter Leuten. Ich weiß aber auch, dass man sich nach den Exzessen dieselben Fragen stellt, dieselben Ängste hat, wie wenn man sich besäuft, voll bekleidet oder nicht, in der Disco hinter Getränke Hoffmann oder vor dem Sonntags-Tatort. Also: Altbacken, my ass. Jeder Bäcker weiß, dass ein Brot mehr Aroma bekommt, wenn man altes Brot einweicht und in den frischen Teig gibt.

Es gab Momente, in denen ich Ivy bei jeder sich bietenden Gelegenheit ausgezogen gezeichnet habe. Grad tu ich das nicht, denn ich brauch das grad nicht, um zu erzählen, was ich erzählen will.

Fun Fact 2: Nackt ist Ivy im Grunde immer, wenn ich sie zeichne, bevor ich ihr das kleine Schwarze von Coco Chanel übertusche. Vielleicht biete ich bei Steady irgendwann mal einen Nude Patch an für meine Comics. Ivy im Berghain, muhahaaa.

Und die dritte Staffel „The Boys“ fängt nicht nur in sexueller Hinsicht ziemlich geil an. Obwohl ich lieber noch eine Staffel „Ozark“ gehabt hätte und am liebsten mit Julia Garners großartiger Ruth Langmore.

Dass man schon länger auf dem Planeten ist, merkt man selbst ja nicht. Man hört ja immer noch gute Musik! Indes, es ist die Musik, die vor Jahren, ja vor Jahrzehnten gut war, und heute sagt niemand mehr „indes“. Und dann kommt der Lütte, Mitte zwanzig, und findet keine Pointe in dem Comic, in dem sich eine Frau wundert, dass das Kriterium für den männlichen Wunsch nach Sex ist, dass eine Frau den Raum betritt. Er sagt achselzuckend, vor seiner Berliner Stammdisco fände schon vor Betreten des Raums, noch in der Warteschlange die ersten Fistfucks statt. Dass man, wie zu meiner Zeit, zum Ficken aufs Klo ging, erscheint heute geradezu unappetitlich. Das allerdings, war es auch früher schon. Und Pink Floyd und Earth, Wind and Fire hört man, habe ich mir sagen lassen, auch beim Fistfuck noch bis heute. Take care. Stop the war.